In Zeiten von Hambacher Forst und Baumschutzverordungen, die selbst das Fällen einer Fichte im eigenen Garten verbieten, fällt es schwer das Folgende zu glauben:

Deshalb habe ich am zweiten Weihnachtsfeiertag einen Spaziergang durch die Ohligser Heide, in meiner Heimatstadt Solingen im Bergischen Land, gemacht.
Also irgendwo an der Langhansstraße geparkt und ab in den Wald. Zunächst nichts ungewöhnliches- eine Ente? Doch dann
ein Stapel gerodeter Bäume und Sträucher und eine abgeholzte Fläche.
Schockiert ging ich des Weges und stand schließlich vor dem Schild, das darauf hinweist, dass der Kahlschlag obendrein noch von der Europäischen Union mitfinanziert wird. Das Ganze wurde über meinen Kopf hinweg entschieden, ich kann mich nicht daran erinnern als Solinger Bürger dazu gefragt worden zu sein.

Die Ohligser Heide ist ein wunderschönes Naherholungsgebiet in dem es auch nicht an Fröschen und Libellen mangelt.
Mir gefällt der mit Wasser durchzogene Wald mit seinen Wildschweinsuhlen. Bitte lasst den Wald in Frieden.

Leserbrief im Solinger Tageblatt vom 5. Januar 2019, freundlicherweise genehmigt vom Autor:


Aktualisierung vom 15.Januar 2019:
Habe aktuelle Schreckens-Bilder von Lesern bekommen. Die Zeitungsberichte aus dem Solinger Tageblatt sind nicht mehr frei einsehbar. PDF-Kopien liegen mir vor. Kostproben:
Im Beitrag "Aus Wald wird wieder Heidefläche" wird beschrieben wie eine Baumaschine mittels einer 350bar Schere Bäume in wenigen Stunden Bäume weg-“knipst“ und eine „beachtliche Lichtung“ schafft. Da wird von "standortfremden Gewächsen" gesprochen. Die Humusschicht soll dann abgetragen werden bis der nährstoffarme Untergrund übrig bleibt. Werter Leser, das ist kein Scherz!
Nun denn, wenn der Boden eh bald abgetragen wird, braucht man auch den Kanister nicht mehr wegzuräumen ;-).
In „Umbau der Ohligser Heide geht 2019 weiter“ regt man sich über einen „wilden illegalen Parcours“ für Fahrräder auf. Matthäus 7:3.

22.Jan.2019 Noch ein ST-Leserbrief, freundlicherweise genehmigt vom Autor:


Im Artikel der Rheinischen Post, der frei lesbar ist, geht man die Causa „Renaturierung“ etwas verdeckter an. Man titelt mit der Entfernung des pösen Fahradparcours und bringt nebenbei einige zusätzliche Fakten zur Rodung. Wie z.B. die 100%ige Förderung der EU für den Kahlschlag. Beeinträchtigungen für die „Kulturlandschaft“ gäbe es, man lese und staune, duch Spaziergänger, Radfahrer, Hunde, Walker und Pilzsucher.

20.Januar 2019
Halbseitiger Bericht im Solinger Tageblatt mit Bild von Herrn B.. Wie zum Hohn mit Wald im Hintergrund.
Die Argumente der Ohligser-Heide-Bäume-Roden-Befürworter aus Gesprächen, Kommentaren und Artikeln zusammengefasst (wird aktuell ergänzt):
Sie sind hier standortfremd, passen nicht in unsere Kultur, bedürfen deshalb einer „speziellen Pflege“, gehören hier einfach nicht hin weil sie nicht schon vor 300 Jahren da waren, sind inzwischen so zahlreich, dass man sie ohne Bedenken wegmachen kann. Durch deren Entfernung schafft man schließlich Lebensraum, der sich in der „natürlichen Schönheit“ zeigt. Sie sind nicht gleich und stellen eine Gefahr für andere dar. Schädlicher Einfluss fremdländischer.

Merken die Leute eigentlich wie sie da argumentieren? Wörter wie Naturschutz und Renaturierung aus deren Feder klingen für mich wie Orwell's Neusprech.

Da umschreibt das Solinger Tageblatt in ausgefeilter Wortwahl, dass wir uns deshalb gegen den Kahlschlag richten, weil wir zu dumm sind; Das Große Ganze nicht erkennen. Liebe Leser, das Ansinnen eines Herrn B. ist nicht mehr wert als das eines jeden Solinger Bürgers der, aus für ihn wichtigen Gründen, einen Baum entfernen möchte. Mit dem Unterschied, dass es hier um ein ganzes Stück Wald geht. Herr B. darf sein Ding durchziehen. Dafür bekommt er neben finanzieller und politischer auch noch mediale Unterstützung.

 
9.Februar 2019 
Kleinreden ist angesagt, im  Artikel vom 7.2. im Tageblatt. Mit Link zum Blog hier, danke. Zitat? Fake! Da die Rodungsarbeiten laut Ihrem Letzten Artikel abgeschlossen sind (!), ist es zu spät das zu verhindern. Möge diese Aktion als Mahnmal dienen. Naheliegenderweise kommt als Nächstes das Arboretum im Burgholz dran.
Nach der Lektüre des Artikels und den Bemerkungen der beiden Autoren habe ich das ungute Gefühl, dass da noch mehr gefällt werden soll.


Aufgrund der Ausführungen sogenannter Naturschützer müssen ab sofort folgende Änderungen der Baumschutzsatzung für Solingen gelten:
Bis zu einer Fläche von „zweieinhalb Fußballfeldern“ darf alles gerodet werden.
Bäume die als „Fremdkörper“ gesehen werden, und Bäume die „ohne menschlichen Eingriff wohl nie dort gewachsen“ wären, dürfen grundsätzlich entfernt werden.
Oder dient die Solinger Baumschutzsatzung nur zur Gängelung der Bürger?

Übrigens gibt es in der Ohligser Heide Birkenmoorwald. Bild aufgenommen bei meinem Weihnachtsspaziergang.

Ich habe das abfotografierte Bild aus dem Solinger Tageblatt mit dem von google maps, mit meinen bescheidenen Mitteln und Kenntnissen in Bildbearbeitung überlagert und die „Maßnahmenflächen“ rot umrandet.

Dabei fällt mir auf, der rechte Teil ist nicht Ohligser Heidefläche und die Heidefläche selbst ist gar nicht komplett bewaldet. Es gibt schon große Freiflächen und die Überlagerung der Bilder zeigt, dass die Rodungsfläche in Relation zur Waldfläche deutlich größer ist als uns das ST glaubend machen will. Da google maps ein älteres Luftbild zeigt, wird der Kahlschlag in Zukunft deutlich zu sehen sein.

22. Februar 2019
RP: Kein Stopp der Fällungen. Frei nach Adenauer: Was interessiert mich mein Geschwurbel von gestern. ST suggeriert es würde Nadelholz, um das es nicht schade ist, gefällt.

Der Rest-Mischwald im Hintergrund passt da irgendwie nicht. Übrigens: Nadelbäume sind laut  Baumschutzsatzung ausdrücklich geschützt. Ach ich vergaß - das betrifft ja nur die in den Gärten der Bürger. ;-)
Leider ist in der Ohligser Heide kein Braunkohleabbau wie in der Steinheide geplant. Dann würden sich sogar DIE GRÜNEN aktiv für den Erhalt des Waldes einsetzen.

Letzte Bearbeitung am 23. Feb. 2019, Fortsetzung folgt ...



Kommentare

  1. Wo bleibt der Aufschrei?
    Im September 2018 wurde per Pressemitteilung bekanntgegeben, dass die Ohligser Heide von standortfremden Mischwald befreit werden soll und großflächige Rodungsarbeiten beginnen werden - natürlich mit 100% Förderung der EU und des Landes NRW. Ich konnte es nicht glauben, aber die Bagger rollen schon und ich empfehle jedem Solinger, sich das Ausmaß der Zerstörung (genau das ist es und nicht etwa „Renaturierung“) vor Ort anzuschauen. Wer einen standortfremden Baum in seinem Garten gepflanzt hat und ihn nicht rechtzeitig fällt bevor der Stammumfang 80cm erreicht hat wird aufgrund der Solinger Baumschutzsatzung für eine Fällgenehmigung mit bis zu 4-stelligen Beträgen zur Kasse gebeten. Ein wunderschönes Waldgebiet, das (letzte verbliebene) Freibad und Wanderwege dürften mittelfristig den Ökofanatikern zum Opfer fallen. Nicht nur für die Ohlgiser, deren Stadtteil in den letzten Jahren im Vergleich zur völlig heruntergewirtschafteten Südstadt einen regelrechten Boom erlebt hat ist dies ein immenser Schaden, dessen Folgen wohl erst realisiert werden wenn es zu spät ist. Herr Kurzbach, stoppen Sie diesen Irrsinn!

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  2. Die ganze Maßnahme mit Rodung und sogenannter Renatuierung ist ein Wahnsinn! Der bevölkerungsreichste Solinger Stadteil Ohligs liegt östlich und sehr nah an der extrem viel befahrenen Autobahn A3. Aufgrund des vorherrschende Westwindes ist das Dauergeräusch der A3 Tag und Nacht in ganz Ohligs gut hörbar. Die dicht stehenden Bäumen waren eine einigermaßen funktionierende Barriere gegen Lärmemissionen und Luftschadstoffe, die jetzt nach und nach zerstört wird. Ich empfinde keine Erholung mehr beim Spaziergang durch die Heide. Mich nervt der Autobahnlärm. Wie steht die Maßnahme zur Umgebungslärm-Richtlinie der EU? - Der Umgebungslärm wird ja verstärkt. Wie steht die Maßnahme zu den tatsächlichen Gegebenheiten von Boden und Klima? - Die Renatuierungs-Maßnahme ist Teil des integrierten Life-Projektes „Atlantische Sandlandschaften“(???) siehe https://ausschreibungen.net/archiv/geo/2018/1/ausschreibung//projekt-atlantische-sandlandschaften/p/16.html. Welche Folgekosten bestehen bereits oder erfolgen demnächst zu Lasten der Stadt Solingen? Und wird das letzte städtische Freibad in Folge geschlossen? (siehe http://tacheles-solingen.de/?p=173) Solingen will nicht Industriestadt sein. Der Abwanderung von Firmen und Arbeitsplätzen wird kein ernst zu nehmender Widerstand entgegengesetzt. Solingen will aber auch nicht Wohnstadt sein. Sonst hätte sich die Stadtführung längst für Ruhe, reine Luft, guten Nahverkehr, Kindergärten, Schulen und Schwimmbäder (in ausreichender Anzahl und vernünftiger Qualität) eingesetzt. Was ansteht ist Mut zur Korrektur von Entscheidungen die sich inzwischen als offensichtlich falsch erwiesenen haben. Ohne Rücksichtnahme auf parteipolitische Rücksichten. Weiter so heißt weiter abwärts.

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